RTL für Queers

von genderwasteland

Seit ich in der queeren Szene unterwegs bin, gucke ich kein Fernsehen mehr. Auch meine „Mitten im Leben“- und „Dschungelcamp“-Sucht ist wie von Wunderhand kuriert.
RTL ist nicht umsonst das Akronym für „Realer Trans*-Lifestyle“ (wobei Trans* sich gelegentlich erweitern ließe zu Trans*Queer). Man könnte sich eine wunderbare RTL-Doku vorstellen:

Lara, 30, versucht seit zwei Jahren vergeblich, zuzunehmen: „Auch Fette sind schön, ich will’s allen beweisen!“

Simon, 43, sitzt wegen Mordes in Haft: „Wir haben drei Open Spaces durchgeführt, es war Konsens!“

Mio*, 24, kämpft dafür, dass die Krankenkassen künftig geschlechtseliminierende Operationen übernehmen: „Ich bin Agender und Weder*Noch und musste selbst dafür zahlen, dass ‚da unten’ alles meinem gefühlten Geschlecht entspricht!“

Carla, 52, besucht eine Selbsthilfegruppe wegen ihrem Coming Out: „Ich habe 30 Jahre als Genderqueer gelebt, 20 davon als Weder*Noch und habe mich nun endlich als Cis-Frau geoutet!“

Rick, 12, wird an der Freien Dekonstrukiven Openspace-Schule Neukölln von seiner*m Lehrer*in gemobbt: „Er*sie sagt, wenn ich so weitermache, werde ich normal!“

Lex, 21, unterwandert die Berliner Queer-Szene: „Ich tue so, als wäre ich Analphabet*in, um Triggerwarnungen ignorieren zu können!“

Dr. Marie-Luise von H., 30, dekonstruiert Akademiker*innen-Klischees: „Ich würde niemals dulden, dass meine Kinder Kevin und Schakkeline etwas anderes als Cola, Chips und RTL konsumieren!“

Belladonna, 41, hat Berlins ersten Photosynthese-Schnellimbiss eröffnet: „Ich als Pflanze* werde in der gegenwärtigen Gesellschaft schon in der Ernährung existentiell unterdrückt!“

Drosera, 34, hat Berlins ersten Photosynthese-Schnellimbiss per einstweiliger Verfügung  schließen lassen: „Die Licht-Fixierung reproduziert religiöse Verhältnisse. Und ich als Fleisch*Transformierende Pflanze* werde ausgeschlossen!“

Monty Python, britische Kult-Komikergruppe, hat sich nach einem Berlin-Besuch aufgelöst: „Wir können diesen Mensch*innen einfach nicht das Wasser reichen!“